Den Sommer über war ich hier im Blog etwas schreibfaul. Aber es ist viel passiert und ich habe einiges erlebt. Heute möchte ich von der „Sommermission“ berichten.
In unserer Diözese Sapa gibt es jedes Jahr, während der Schulferien, die sogenannte Sommermission. Zum Hintergrund: Das Bistum erstreckt sich über die dichter besiedelte Feldregion des Zadrim und über die Bergregion von Puka und Tropoja. Während die Gemeinden im Flachland rund um den Bischofssitz in Vau-Dejës durch Priester und Ordensleute seelsorglich gut versorgt sind, fehlt es in den Bergen an seelsorglichen Angeboten. In der Sommermission gehen also Priester, Ordensleute, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als Katechisten engagierte Laien und Jugendliche in die Bergregion. Vor Ort wird dann Katechese gehalten, Vorbereitung der Kandidaten auf Taufe, Erstkommunion, Firmung und Ehe finden statt. Familien werden in ihren Häusern besucht, Kinder- und Jugendtage organisiert.
Begonnen haben wir in der Region um Lekbibaj. Wir waren dort in den Bergdörfern unterwegs. Unterkunft fanden wir im Haus der franziskanischen Schwesterngemeinschaft in Dushaj. Mit unseren Landrovern ging es von dort aus täglich zunächst eine halbe Stunde über eine kurvenreiche, aber asphaltierte Straße bis zum Ort Lekbibaj. Dann folgte eine weitere Autostunde über Schotterpisten. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Bruder Andreas war mit Schwester Toline und Juli unterwegs. Meine Gruppe war in der ersten Woche im Dorf Brizë, das am weitesten entfernt liegt. Wir fuhren also so weit wie möglich mit dem Geländewagen. Als dann die befahrbare Straße endete, hatten wir noch bis zu einer Stunde Fußweg vor uns.
In den Dörfern wurden wir freundlich aufgenommen. Viele Menschen freuten sich sehr darüber, dass „die Kirche“ auch zu ihnen kommt. Selbst in ihre weit abgelegenen Dörfer. Und das ist vielleicht auch das größte Zeichen, dass wir in diesen Tagen getan haben: Den Menschen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Zusammen mit Schwester Dila, dem Pastoralassistenten Marash und Denis, einem Jugendlichen aus unserer Gemeinde, kam ich in dieser Zeit in viele Häuser. Wir besuchten Familien und allein zurückgebliebene alte Menschen. Wir kamen ins Gespräch über ihre Lebenssituationen, über Sorgen und Nöte, über Wünsche für die Zukunft ihrer Kinder, über Überlegungen, ihr Dorf und die Heimat zu verlassen, um es an einem anderen Ort vielleicht besser zu haben. Aber auch über unseren Glauben sprachen wir und über die in ihrer Welt und in ihrem Alltag gelebte Glaubenspraxis. Mit den Tagen in dieser Region und im Kontakt mit den Menschen dort, lernte ich etwas von ihrer Kultur kennen. Nach und nach hörte ich mich auch in den mir völlig fremden Dialekt ein.
Mit den Dorfbewohnern, Alten wie Jungen, trafen wir uns täglich zur Katechese. Das große Verlangen danach, etwas von Jesus Christus zu hören, hat mich erstaunt und berührt. Ich erinnere mich gerne an die dichte Atmosphäre unserer Treffen im Dorf Brizë. Wie aufmerksam alle, vom Kind bis zum Dorfältesten, dabei waren, wie sie interessiert nachfragten. Sie ließen ihre Arbeit auf den Feldern ruhen, die es selbstverständlich später nachzuholen galt, um bei unseren Treffen dabei zu sein. Wir trafen uns an dem Ort, den sie nur „Vend i Kishës“ – also Ort der Kirche nannten, an dem bis zur Zerstörung durch die Kommunisten ihre Dorfkirche stand. Für die kleine Kirchturmglocke hatten sie damals ein Versteck in einem Erdloch geschaffen und sie so vor der Vernichtung bewahrt. Nach dem Fall des Regimes erinnerte man sich an das Versteck und hängte die Glocke in einen Baum in der Nähe des Ortes, an dem sie früher in einem Kirchturm hing. Am Ende der Mission in Brizë rief die Glocke wieder zum Gottesdienst. Draußen, im Schatten der Bäume des Friedhofs, feierten wir zusammen Eucharistie. Es war eine eindrückliche Feier, in der mehrere Jugendliche getauft wurden. Auch wurde das Sakrament der Firmung gespendet und viele der Mitfeiernden traten zum ersten Mal an den Tisch des Herrn, um am Abendmahl teilzunehmen und Jesus in der Gestalt des Brotes zu empfangen.