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Staubwischen und Fratelli Tutti

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Heute war ein schöner Tag. Als wir heute Morgen aus dem Haus dem Haus gingen, war es noch frisch. Wolken hüllten die Berggipfel sanft ein. Über Shkodër brach die Sonne hindurch und hüllte die Stadt in strahlend-warmes Licht. Mit dem Blick über die Stadt und das Umland, der uns durch die erhabenen Berglage unseres Konventes geboten wird, war jedem sofort klar: heute wird ein schöner Tag.

Als wir dann kurz vor neun Uhr zurück im Kloster waren, haben wir den Tag, der in der Frühe recht hektisch, mit leichtem Zeitdruck begann, erst einmal gemütlich mit einer Tasse Kaffee fortgesetzt. Den Vormittag über war ich in der Küche, hab zwischendrin Wäsche gewaschen und einen defekten Fahrradreifen geflickt.

Der Nachmittag war dann tatsächlich komplett frei von Terminen. Keine Treffen außer Haus, keine Katechesen in einer der Gemeinden und nichts, was noch dringend zu erledigen wäre. Also ein ganzer Nachmittag Zeit, um Albanisch zu lernen. Und wie immer, wenn ich lernen sollte, sind mir natürlich andere Dinge eingefallen, die wichtiger sind. Ein Klassiker bei mir ist da Staubwischen. Das mache ich sonst eher selten, erst dann, wenn es mir absolut notwendig erscheint. Aber ich hatte Pech, Staubwischen fiel aus, weil ich das dummer Weise schon am Vormittag, vor dem Kochen, getan hatte.

Gut, für dieses Problem fand sich ganz schnell eine Lösung. Zunächst hab ich (endlich!) den ersten Teil von „Fratelli Tutti“ gelesen und dann habe ich mich (endlich!) wieder daran gemacht, diesen neuen Beitrag zu schreiben 😉

Tage mit schönem Wetter wie heute, gab es in den vergangenen Wochen immer wieder zwischen Regentagen. Nach einer für Albanien ungewöhnlich langen Periode ohne Regen, regnet es jetzt viel. Oftmals den ganzen Tag hindurch. Am Anfang meiner Zeit hier in Shkodër führte der Fluss Buna, der am Fuß des Berges unterhalb unseres Klosters vorbei fließt, nur wenig Wasser. Der Shkodër-See, aus dem er entspringt, hatte ein so niedriges Niveau, dass dort, wo das Wasser sonst bis an die Promenade reicht, ein Strand entstanden war, an dem die Shkodëraner die letzten warmen Sommerabende verbrachten. Mittlerweile ist der See wieder gut gefüllt alle hier sind der Meinung, dass es jetzt ruhig auch wieder weniger regnen dürfte.

„Das wird wohl eine der letzten Autofahrten mit geöffnetem Fenster gewesen sein“, habe ich gedacht, als das Foto entstand. Auch wenn hier der Herbst anfangs noch wärmer ist, als der Herbst in Deutschland, so geht es jetzt auch hier langsam aber sicher auf den Winter zu. Wie es wohl dann hier in Shkodër, nahe der Adria, sein wird, dass weiß ich nicht. Von Fushë-Arrëz jedenfalls habe ich schon öfter gehört, dass es dort ziemlich ungemütlich werden kann. Mit viel Schnee und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Aber daran möchte ich jetzt noch gar nicht denken.

Damit dies hier jetzt nicht nur ein Post übers Wetter wird, wie in einem schlechten Smalltalk, berichte ich lieber noch kurz, wie meine Zeit im Konvent in Shkodër bisher so war. Zusammen mit Francesco, einem Kapuzinerbruder aus Italien, lerne ich Albanisch. Bruder Gjon hat eine gute Lehrerin für uns gefunden, mit der wir uns drei Mal in der Woche treffen. Die Zeit dazwischen nutze ich, um zu lernen (wenn ich nicht Staub wische) und ich bringe mich natürlich in die Brüdergemeinschaft hier ein. Ich bin ja schließlich nicht nur ein Gast, sondern Bruder. Und meine Brüder haben mich super gut integriert. In die Dienste im Haus und in der Liturgie bin ich mit eingebunden. Die Brüder sind an verschiedenen Orten und Gemeinden aktiv. Zu Gottesdiensten, Treffen und Katechesen komme ich mit. Da entsteht Kontakt zu den Menschen hier und ich kann das im Sprachunterricht gelernte live anwenden.

Dadurch, dass hier niemand Deutsch spricht, bin ich gezwungen, mich auf Albanisch verständlich zu machen. Und das ist richtig gut für mich. So mache ich mit der fremden Sprache immer mehr Fortschritte. Ich darf nur nicht daran denken, dass ich mich schon zu Weihnachten mit meinen Sprachkenntnissen aktiv einbringen soll. Wie das wohl gehen soll?

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