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Selige Maria Tuci – Mär­ty­rin im kommunistischen Regime

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Heute haben wir zusammen mit den Schwestern „Stigmatinen“ (die aus Italien stammende Kongregation heißt mit vollem Namen „Armen Töchter von den Stigmata des heiligen Franziskus“) in Shkodër den 70. Todestag der seligen Maria Tuci gefeiert.

Vor meinem allerersten Albanienbesuch im Jahr 2015 hatte ich noch nie etwas von dieser Seligen gehört. Ich wusste kaum etwas über das Land und schon gar nicht über die Geschichte der Kirche hier. Die Schicksale der vielen Menschen, die so unglaubliches erleiden mussten, nur weil sie an diesem Jesus glaubten, hat mich vom ersten Augenblick an berührt.

Obwohl das Christentum in Albanien eines der ältesten in ganz Europa ist, hatten es die Christen hier nie leicht. Erst seit 1998 garantiert die albanische Verfassung die Menschenrechte und damit Religionsfreiheit.

Zunächst unter slawischer, dann über ein halbes Jahrtausend lang unter osmanischer Herrschaft, hatten besonders die Katholiken im Norden Albaniens viele Repressalien zu ertragen. Nachdem 1946 der Diktator Enver Hoxha die Macht übernahm, wurde es für die Gläubigen aller Religionen in Albanien lebensgefährlich. Das kommunistische Regime proklamierte Albanien als den ersten offiziell atheistischen Staat der Welt.

Maria Tuci wurde am 12. März 1928 im Dorf Ndërfushaz in der Bergregion Mirdita geboren. Sie besuchte die höhere Schule der Schwestern Stigmatinen in Shkodër. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin trat sie bei den Schwestern ins Postulat ein. Als die italienischen Schwestern von den Kommunisten des Landes verwiesen wurden, blieben Maria Tuci und 28 weitere albanische Schwestern zurück. Sie mussten das Kloster verlassen und wurden zu ihren Familien geschickt.

In ihrer Heimat übernahm Maria zusammen mit einer Mitschwester im Auftrag des Bischofs von Lezha, Frano Gjini (er wurde später ebenfalls zum Märtyrer unter dem Regime), eine Stelle als Grundschullehrerin in zwei Dörfern. Heimlich gaben sie den katholischen Kindern Religionsunterricht. Aus dieser Zeit wird berichtet, dass Maria sich liebevoll um ihre Schülerinnen und Schüler kümmerte und manchmal auch Schulmaterial für sie aus eigener Tasche kaufte, wenn die Familien es nicht bezahlen konnten. Sie blieb ihre Berufung als Ordensfrau treu. Für Gottesdienstbesuche ging sie oft mehrere Stunden zu Fuß, bis zur nächsten Kirche, in der noch Eucharistie gefeiert werden konnte. Die Schwestern blieben trotz der Versprengung im Untergrund vernetzt.

Zusammen mit anderen jungen Katholiken versuchte Maria gegen das kommunistische Regime vorzugehen. Sie beteiligte sich an der Verteilung von Flugblättern, mit denen die Bevölkerung über die unrechtmäßige Machtübernahme Hoxhas aufgeklärt werden sollte.

Im August 1949 machte die Regierung die Katholiken in der Mirdita für den Mord an einem Sekretär der Kommunistischen Partei verantwortlich und verhaftete 300 von ihnen. Unter ihnen war als einzige Frau Maria Tuci. Sie wurde ins Gefängnis nach Shkodër gebracht und als „Feind des Volkes“ zu drei Jahren Haft verurteilt. Immer wieder wurde sie von der Geheimpolizei „Sigurimi“ zum Verhör geholt und durch Folter misshandelt. Man versprach ihr die Freilassung, wenn sie den Mörder verraten würde.

Die 22 Jahre alte Maria war hübsch und gefiel dem Chef der Sigurimi. Verärgert darüber, dass sie sich jeglichem körperlichen Annäherungsversuch seinerseits widersetzte, ordnete er für sie eine besonders harte und grausame Folter an. Maria wurde nackt, zusammen mit einer wilden Straßenkatze, in einen Sack gesteckt. Dann schlugen Polizisten mit Knüppeln auf den Sack ein. Das Tier biss und kratzte Maria mit seinen Krallen. Die Polizisten schlugen so lange auf den Sack, bis sich die junge Frau nicht mehr regte.

Schwer verletzt von den Katzenbissen wurde Maria aus dem Gefängnis entlassen und ins Krankenhaus von Shkodër eingeliefert. Dort besuchten sie einige Mitschwestern, die später berichteten, dass Maria durch ihre Verletzungen so entstellt war, dass sie sie kaum wiedererkannten. Sie sagte zu ihren Schwestern: „Ich danke Gott, weil ich als freier Mensch sterbe.“

Am 24. Oktober 1950 starb Maria Tuci an ihren infizierten Wunden. Zusammen mit 37 anderen Albanischen Märtyrern wurde sie am 5. November 2016 seliggesprochen.

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